Was mich antreibt
"Und was machst du in Ghana?", fragte mich 2021 ein netter Herr in Accra, als er an meinen Tisch kam, wo ich mit seinen Forschungsprojektkolleg:innen saß. Bevor ich etwas antworten konnte, hob sein Projektleiter, mit dem ich schon eine Weile gesprochen hatte, zu reden an und sagte: "Ein Zwischending zwischen Selbstfindungstrip und Rettung der Welt. Nun, was Kulturanthropologen normalerweise so tun." 😉 Beeindruckend. Das war ziemlich treffend formuliert, dachte ich. Erst dann erfuhr ich, dass der nette Herr auch Kulturanthropologe war. Der einzige im Forschungsteam, das hauptsächlich aus Geograph:innen bestand, wie seinem Projektleiter. Sie kamen aus Deutschland nach Ghana, um ihre Forschungskolleg:innen zu treffen, die alle gemeinsam zum Thema Migration in Ghana und Burkina Faso forschten.
Ich habe das Gespräch sehr genossen, da Migration auch eines meiner großen Forschungsthemen war, bevor ich 2014/2015 meine wissenschaftliche Karriere abgebrochen habe und in die Privatwirtschaft gewechselt bin.
Migration ist Bewegung im Raum. Und die Herausforderungen, die mit Migration einhergehen, sind in der Regel die Dynamik des Verlassens, Expandierens, Integrierens, Loslassens. Der Suche nach einem Zugehörigkeitsgefühl, der Anpassung und des Erlebens von "dem Anderen"; von Intra- und Intergruppenbeziehungen. Von Begegnungen.
Diesen Herausforderungen und Dynamiken stellen sich auch Schulen, Teams und Unternehmen, mit denen ich arbeite, Tag für Tag.
"Selbstfindung und Rettung der Welt"... Hmm. Die Begriffe haben in mir viel Resonanz gefunden. Und ja, sie beschreiben sehr gut, was mich im Leben antreibt.
Ich schweifte in Gedanken ab in meine Vergangenheit als Projekt- und Change Managerin in der Großindustrie mit ihren internationalen und globalen Projektteams...
Meine Erfahrungen als Projekt- und Change Managerin
"Du siehst nicht aus wie jemand, der Befehle befolgt", sagte ein Projektkollege vor Jahren zu mir. Nun, ich denke, es war als Kompliment gemeint, da die Person wohl ein wenig von meiner speziellen Mischung aus "Parvati- und Kali-Energien" angezogen worden sein muss. Und sicherlich bezog er sich auf letztere mit seinem Kommentar. Und er sollte Recht behalten. Aber natürlich, abhängig von meiner Rolle, der Situation, dem Kontext und den Umständen, folge ich Befehlen und ich befolge Regeln, wenn sie mit meinem Empfinden übereinstimmen und für mich Sinn ergeben.
Aber im Laufe der Jahre musste ich zugeben, dass die Welt der Großkonzerne nicht der Ort ist, an dem ich leben und meine Stärken und Potenziale entfalten kann und will. Große Projekte mit vielen Menschen bedeuteten normalerweise eine zu große Menge an Energien. Ein zu großer emotionaler Ballast aus Vergangenheiten, Gegenwarten und Zukünften der Menschen, als dass ich sie in meinen Körper und mein Nervenssystem hätte aufnehmen und angemessen schnell und hilfreich hätte verarbeiten können. Meine persönliche Gesundheit litt darunter. Zumindest bisher hat kein Unternehmen eine offizielle Rolle etabliert, die meinen Bedürfnissen entspricht, um mein volles Potenzial zu entfalten. Wenn ich also zu meinem freiberuflichen / selbstständigen Leben zurückkehrte, und das Gelernte dort anwendete, schien es die einzige Option zu sein. Und so begann ich, meine akademische Forschung und Lehre mit der Beratungs- und Coachingerfahrung noch expliziter zu verbinden und auf meine Weise den Menschen dienlich zu sein. Meine eigene Rolle zu kreieren. Und die Gründung von igdra space war nur die logische Konsequenz. Denn von dieser sicheren Außenposition aus kann ich Menschen am besten unterstützen. Ihnen zuhören. Sie fühlen. Und sie dabei begleiten, Lösungen für ihre Lebensherausforderungen zu finden und ihr volles Potenzial zu entfalten.
Von außen kann ich als die Person, die ich bin, in Schulen und die Unternehmenswelt eintreten und Führungskräften, Teams und Organisationen bestmöglich dienen.
Ich war eine gute Projektmanagerin und Change Managerin in IT-Transformationsprojekten. Auch wenn es sehr lange gedauert hat zu verstehen, wie IT-Ingenieur:innen aus den verschiedenen Teilen der Erde denken, sich verhalten und angesprochen werden wollen. Ich lernte schnell, wie man einen Projektstrukturplan schreibt, wie man eine Stakeholder-Analyse, eine Projektumfeldanalyse, eine Change Impact Analyse durchführt und ein Risiko- und Chancenregister erstellt. Ich lernte Scrum und andere agile Methoden und wie effizientes Meeting-Management und Kommunikationsmanagement in der virtuellen und nicht-virtuellen Welt aussahen. Letzteres, indem ich das DISG-Modell als "bevorzugte Verhaltensstile" von Menschen verstand (wie MapsTell es tut) und die "Platin-Regel" anwandte, um Menschen so zu behandeln, wie sie behandelt werden möchten.
Das ist zum Beispiel: Brainstorming mit Menschen aus gelben (einflussreicher Typ) und roten (dominanter Typ) Energien und Brainwriting mit Menschen aus blauen (gewissenhafter Typ) und grüner (stabiler Typ) Energien zu machen. Oder einfach Brainwriting in Situationen, in denen sich jeder im Team in seiner Komfortzone befinden sollte, die extrovertierten roten und gelben Energien ein wenig "zähmen" oder sie beschäftigen und die introvertierten blauen und grünen ermutigen, sich auszudrücken. So kann die Teamatmosphäre und Gruppendynamik in positive und Wohlfühlsphären gelenkt werden und kreative Energien können in einem sicheren Raum frei fließen. Aber all das funktioniert nur, wenn auch ich auf meine emotionale und psychische Hygiene achte und wenn die Menschen mich das anwenden lassen, was ich zu bieten habe und offen dafür sind. Wenn sie mir und meinem Team die Autorität und den Raum geben und meine Rolle und Position in einem bestimmten Projektumfeld stützen.
Und hier kommt das "Wesen des radikalen Neoliberalismus" in die Quere und eine Arbeitskultur, die ich für ungesund halte. Wettbewerb und Wettkampf sind sicher für manche Menschen ein freudiger Motivator. Doch auch dieser sollte in moderatem Maße gelebt werden. Denn in einer von Angst- und Gewaltenergien geprägten Arbeitsatmosphäre und einer Arbeitskultur nach dem Motto "survival of the fittest" sind die Dinge bereits auf einem Niveau von negativem, ungesundem Stress, den kein einzelner Mensch in einem einzelnen Projekt auffangen und reduzieren kann – auch nicht als Change Manager:in. Einer meiner Teamleiter pflegte mir wie ein tägliches Mantra zu sagen: "Nora, du kannst sie nicht alle retten".
Was können wir tun?
Was also könnt Ihr tun, wenn Eure Rolle nicht anerkannt wird und die Arbeitsatmosphäre von Druck, Unsicherheit und Volatilität dominiert wird und dies zu Angst in den Teams und zu einer verminderten Leistung der Mitarbeiter:innen führt? Welche anderen Strategien können angewendet werden, um die Menschen im Projekt emotional zu halten, psychologische Sicherheit zu bieten und auf bestmögliche Weise zum Projekt beizutragen? In diesen Situationen fragte ich mich: "Ok, wie ist die Situation? Worin bin ich gut und wie kann ich es hier anwenden, um für das Projekt und die Menschen hierin von Wert zu sein? Wer steht zur Verfügung, um dies zu unterstützen und wer braucht Unterstützung?"
Auch dies ist eine Möglichkeit, den Ausdruck "mit dem flow zu gehen" zu verstehen. Es ist eine bewusste und für einen selbst gesunde Anpassung an sich ändernde Situationen. (Siehe auch meinen Blogartikel Über Wasser, Ostern und Rituale für einen Neuanfang.)
Oder, wie Thomas Hübl es nennen würde: präsent zu sein, indem man Körper, Emotionen und Geist aufeinander abstimmt und Raum, Zeit und Rhythmus synchronisiert. Dies sind Voraussetzungen dafür, dass wir in den Zustand des Flusses eintreten können. Zum einen tun wir das für uns selbst. Sobald der Rhythmus, die Zeit und der Raum den Projektmitgliedern zur Verfügung gestellt und von ihnen gefühlt werden können, treten auch sie in den Fluss des Projekts ein. Dies gilt genauso für Teams, Gruppen, Gemeinschaften, Gesellschaften usw. (Hübl 2021, Kollektives Trauma heilen).
Meistens ging ich in diesen Situationen der Anpassung und Abstimmung (und, um es dem Team zu ermöglichen, selbst in einen Zustand des Flusses zu gelangen) in den Modus und die Rolle des "Erledigens von Dingen". Ich wollte selbst kein Hindernis sein und stattdessen anderen alle Hindernisse aus dem Weg räumen, so gut ich konnte. Zweiten schuf ich einen Raum bspw. für das Teilen von Geschichten. Von persönlichen Erfahrungen, Familienleben, Kochrezepten, kulturellen Traditionen, Alltag, Spiritualität, Mythen, Märchen und Geschichte.
Ich tröstete weinende Teammitglieder in meinen Armen, unterstützte Menschen in Sprachtrainings und gab selbst inter- und transkulturelle Trainings und Kommunikationscoaching oder hörte einfach auf ihre Sorgen und Träume der Menschen um mich. Ich unterstützte sie bei der Erledigung ihrer Aufgaben im Projekt mit meinen fachlichen und praktischen Fähigkeiten und bei alltäglichen Herausforderungen wie der deutschen Bürokratie und Wohnungssuche oder forderte sie mit tiefen intellektuellen Diskussionen heraus. Manchmal erfanden wir auch Fantasygeschichten und –spiele. Und damit erfüllte ich nicht meine offizielle Rolle, sondern schuf meine eigene. Oder besser gesagt, ich lebte meine Interpretation der Rolle einer Change Managerin und reagierte, so gut ich konnte, auf die gegebenen Umstände, Kontexte und Situationen. Ein Tanz mit dem Leben; auch, wenn das Leben mit Dir Flamenco anstatt Zouk oder langsamen Walzer tanzen will.
Ich wurde oft davon abgehalten, meine Arbeit gemäß Plan und Definition zu erledigen, da technische Teams mich oder meine Teams manchmal kaum in die Prozesse einbezogen haben, in die eigentlich das Change Management Team einbezogen werden muss, um zu verstehen, worum es in dem Projekt eigentlich geht; was benötigt wird. Erst dann kann das Change Management Team die technischen Teams in Kommunikations- und Enablement-Maßnahmen angemessen beraten und unterstützen. Das Change Management Team kann die technischen Teams dann bei der Kommunikation mit Vertretern des Businesses unterstützen und die Integration der verschiedenen Teams zu einem Projektteam vorantreiben, um in den Arbeitsfluss einzutreten. So frustrierend Teile der Projektsituationen auch waren, ich suchte nach Potenzial, um Raum zu schaffen und ihn kreativ zu nutzen. Denn nur in einem sicheren und geschützten Raum fließt kreative Energie frei und psychologische Sicherheit kann gewährleistet werden.
Oft wurde mir gesagt, dass genau durch dieses Verhalten und durch meine Präsenz selbst, die Menschen sich willkommen und sicher gefühlt haben. Ich habe eine Verbindung zu ihnen hergestellt und damit zusammen mit ihnen einen sicheren Raum geschaffen, in dem sie sich entspannen oder neue Dinge ausprobieren konnten. Einen Raum, in dem sie neue Aspekte über sich selbst entdecken und ihr Potenzial entfalten konnten. Hier konnten sie sich öffnen, Schutz und Rat suchen und finden. Es funktioniert sogar besser, wenn ich kein direkter integraler Bestandteil eines Projektteams bin, sondern als Coach und Beraterin eine neutrale Position einnehme. Und genau das mache ich jetzt im igdra space. Hier schaffen wir einen sicheren Raum für innere Ruhe, Begegnungen, Kreativität und die Entfaltung von Potenzial. Wir arbeiten mit Einzelpersonen und Gruppen, ohne Teil ihrer Projektteams oder ihres täglichen Lebens zu werden. Wir bieten einen Raum, in dem Menschen all ihre alltäglichen Sorgen und mentalen und emotionalen Lasten loslassen können, um sie selbst zu sein, zu werden und über sich hinaus zu wachsen. Wir lernen voneinander, miteinander und füreinander.
Schaffung eines sicheren Raums für Kreativität und psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz - Angebote
Unsere Angebote zielen darauf ab, psychologische Sicherheit bei der Arbeit / Schule / Eurer Organisation zu schaffen und helfen Euch, Euer Potenzial zu entfalten.
Wir tun dies in der virtuellen und nicht-virtuellen Umgebung, abhängig von Euren Bedürfnissen.
1. Freiraum –
Ein mögliches Szenario: Für eine bestimmte Zeit in der Woche kann ich in Eurem Büro / Eurer Schule / Organisation in einem bestimmten Raum oder Bereich sein. Ich bringe mein Kunstmaterial, Spiele, Bücher, MapsTell Map usw. mit und alle Mitarbeiter:innen/Schüler:innen etc. sind jederzeit willkommen, sich mir anzuschließen und sich mit Kunst auszuprobieren, zu schreiben und Themen zu diskutieren, über die sie selbst sprechen, diskutieren oder schreiben möchten. Es ist eine Zeit der Ablenkung. Eine Zeit, um das Gehirn zu entspannen und neue Bereiche des Gehirns zu stimulieren. Manche Leute sagen, dass ich ihnen völlig neue Welten öffne. Dabei steckt dies alles schon in ihnen selbst.😊
In der virtuellen Umgebung können wir eine gewisse Zeit in der Woche vereinbaren, in der ich online bin mit kreativer Arbeit und Diskussionsrunden dort.
2. Gemeinsamen Raum teilen in (anonymen) Chats –
Ein mögliches Szenario: Wir können (anonyme) Chats in Gruppen oder 1:1 arrangieren, in denen die Leute ansprechen können, was ihnen in Bezug auf berufliche Herausforderungen oder private Probleme auf dem Herzen liegt. Es kann wie eine Selbsthilfegruppe oder als 1:1-Gespräche mit mir und Helfern im igdra space arrangiert werden. Wenn Menschen selbst mehr Bedarf für ein tieferes Gespräch sehen oder wenn ich feststelle, dass eine Person mehr Hilfe benötigt, kann ein zusätzlicher Deep Dive im Personal Space Coaching angeboten werden.
3. Persönlicher Raum –
In tiefgründigen Gesprächen und Personal Space Coachings können wir an persönlichen Themen, Visionsbildung, Verhaltensanalyse und Entwicklungsschritten arbeiten. Wir können Tools wie MapsTell und Elemente aus der Kunsttherapie, Storytelling, dem Resilienztraining und anderen verwenden, um soziale und emotionale Fähigkeiten sowie die systematische persönliche Entwicklung zu verbessern.
4. Gruppenraum –
Wenn eine bestimmte Gruppe oder ein bestimmtes Team zusammenwachsen oder neue Lösungen für Herausforderungen in einem Projekt finden muss, ist Gruppentraining in einem Gruppenraum möglicherweise die richtige Methode. Hier können die Gruppen auch definieren, wie sie psychologische Sicherheitsräume in ihren Arbeits- / Schulalltag implementieren möchten.
5. Selbstausdruck im öffentlichen Raum –
Für Einzelpersonen oder Gruppen bieten wir die Möglichkeit, ihre Artikel im igdra space blog oder in unserem Podcast zu veröffentlichen und ihre Kunst im Rahmen einer Ausstellung in Euren Büroräumen, in einem Museum oder anderen öffentlichen Räumen auszustellen.
6. Regelmäßige Aktivitäten und Angebote im igdra space –
Seminare, Workshops, Diskussionsrunden, Blogartikel, Ausstellungen, Kunstwerke als allgemeine Angebote und Produkte, die Menschen konsumieren und an denen sie teilnehmen können (virtuell und nicht-virtuell).
Ruft uns an und lernt uns kennen. Wir freuen uns auf Euch!
Eure Nora und das igdra space Team.
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